Systemische Therapie/Familientherapie (3 bis 3,5 Jahre)

Weiterbildungsinhalte

Die ersten beiden Weiterbildungsjahre Systemische therapie sind deckungsgleich mit der Beraterweiterbildung.

Theorie- und Methodenseminare (Stand 10.2019)

A 1.1  17 UE

Grundlagen systemischer Beratung und Therapie

Im Grundlagenseminar möchten wir die Teilnehmer*innen in die Weiterbildung und in das systemische Denken einführen, sie miteinander vertraut machen und für die folgenden Seminare „anwärmen“. Zu diesem Zweck verbinden wir gruppendynamische Elemente mit ersten systemischen Impulsen und führen bereits vorhandenes Wissen und die Motivation unserer Teilnehmer*innen zu einem Ressourcenpool zusammen. Persönlich-keiten aus der Historie der System- und Familientherapie werden vorgestellt,  systemische Grundideen gemeinsam erarbeitet und es findet ein „Überflug“ über die Landkarte der systemischen Therapie statt.

Das Seminar beinhaltet darüber hinaus erste experimentelle Gesprächssequenzen.

  • Gruppenfindung
  • Systemische Grundhaltungen, u.a. Lösungs- und Ressourcenorientierung, vom linearen zum zirkulären Denken, Allparteilichkeit
  • Reflexion der eigenen Berater*innenpersönlichkeit
  • Theoretische Inputs zur Kommunikationstheorie
  • Informationen über weiterbildungsrelevante Rahmenbedingungen

 

A 2.1 und A 2.2  34 UE
Systemische Arbeitsweisen I

Dieser Baustein beinhaltet das Kennenlernen und Erproben systemischer Interventionen auf der Basis der sich entwickelnden systemisch-beraterischen Grundhaltung. Anknüpfend an die Möglichkeiten der Teilnehmer*innen wird auf der Grundlage fachlicher Quellen begonnen, die beraterisch/therapeutischen Kompetenzen zu erweitern. Neue Perspektiven auf den Prozessverlauf ergänzen und ersetzen gewohnte Handlungsabläufe und laden zu kreativen Variationen und individuell angepassten Angeboten ein.

  • Herstellen einer konstruktiven Beratungsbeziehung
  • Erstgespräche
  • Prozessgestaltung: Anlass/Anliegen/Kontext/Auftrag/Kontrakt
  • Systemische Hypothesen
  • Formen systemischer Interviews
  • Reflektierende Positionen
  • Arbeit mit Video

 

A 3.1 und A 3.2 34 UE
Einführung in die Systemtheorie und -therapie

Ausgehend von den Wurzeln früher familientherapeutischer Modelle wird die Entwicklung der modernen System- und Familientherapie erfahrbar. Die theoretischen Grundlagen der Systemtheorie und des Konstruktivismus verdeutlichen dabei den Übergang von „beobachteten Systemen“ hin zu „beobachtenden Systemen“.

Die Seminare bieten zusätzlich die Möglichkeit, gelernte Methoden auf die aktuelle Beratungs-/Therapiepraxis anzuwenden.

  • Geschichtlicher Überblick: Von der analytischen Therapie zur Familientherapie
  • Familientherapeutische Schulen im Überblick: Strategischer Ansatz, Strukturelle und Entwicklungsorientierte Familientherapie, Mailänder Modell
  • Einführung in die Systemtheorie, Konstruktivismus, Sozialer Konstruktionismus
  • Systemtherapeutische Schulen: Lösungsorientierte Kurzzeittherapie, Dialogische Ansätze, Narrative Therapie, Hypnosystemische Ansätze
  • Bezug zu eigenen sich entwickelnden Systemen (Arbeitskontext, Familie, etc.)

 

B 1.1 und B 1.2  34 UE
Entwicklung und Krisen in Familien

Im Vordergrund steht der Umgang mit den entwicklungsbedingten Wendezeiten im Kontext familiärer Entwicklungsprozesse sowie unvorhersehbaren Krisen in Familien. Die Teilnehmer*innen werden für die Herausforderungen in diesen Phasen sensibilisiert und lernen die Grundprinzipien systemischen Krisenmanagements auf der individuellen, interaktionellen und systemischen Ebene kennen. Darüber hinaus setzen sich die Teilnehmer*innen mit den besonderen Familienkonstellationen nach Trennung / Scheidung, Tod und bei Inpflegenahme/Adoption auseinander und erarbeiten passende systemische Unterstützung für innerfamiliäre Entwicklungsprozesse.

  • Entwicklungsprozesse in Familien (u.a. vom Paar zur Familie, pubertäre Ablösungskrisen, Herausforderungen in der Lebensmitte)
  • Grundlagen systemischen Krisenmanagements
  • Familiendiagnostik
  • Familienentwicklung nach Trennung / Scheidung
  • Systemische Arbeit mit besonderen Familienkonstellationen (z.B. Allein-erziehende, neu zusammengesetzte Familien, Pflege- u. Adoptivfamilien)
  • Systemischer Umgang mit Verlusten wie Krankheit, Tod, Behinderung

 

B 2.1, B 2.2 und B 2.3  51 UE
Prozessverlauf einer systemischen Beratung/Therapie

Der „Prozessverlauf einer systemischen Beratung/Therapie“ dient der Vertiefung und Zusammenführung von theoretischen und praktischen Weiterbildungsinhalten zur Gestaltung eines strukturierten beraterisch/therapeutischen Prozesses. Auf der Basis von Fällen aus der Praxis der Teilnehmer*innen werden Beratungs-/Therapieprozesse vom Anmeldekontext über die Kontraktentwicklung bis zum Abschluss durchgeführt. Theoretische Inputs zu den Themen „Hypothesenbildung“ und „Kommunikation auf der Inhalts- bzw. Beziehungsebene“ sowie Möglichkeiten, die Handlungsverantwortung bei Klient*innen zu lassen bzw. an sie zurück zu geben runden dieses praxisorientierte Seminar ab.

  • Systemerkennung
  • Auftrags- und Kontraktentwicklung
  • Arbeit mit Subsystemen
  • Steuerung von Beratungs- und Therapieprozessen
  • Umgang mit Störungen und Abbruch
  • Hypothesengeleitetes Arbeiten
  • Interventionen auf Sach- und Beziehungsebene
  • Co-Beratung
  • Reflecting Team / Metalog

 

B 3.1 und B 3.2 34 UE
Beratung im Kontext

Nach dem Motto „Nichts ist (geschieht) ohne Kontext“ werden komplexe Systeme beobachtet und analysiert und die Bedeutung von Netzwerken für die systemische Arbeit betrachtet. Im Mittelpunkt stehen entsprechende Behandlungsformen und –interventionen.

Darüber hinaus wird ein Überblick über weitergehende Ansätze und Beratungs-/Therapieinstrumente sowie deren Gemeinsamkeiten und Abgrenzungen vermittelt.

  • Analyse der eigenen Rolle im Arbeitskontext
  • Arbeit in und mit größeren Systemen
  • Kooperation und Vernetzung
  • Supervision, Coaching
  • Vielfalt in unterschiedlichen Kontexten (z.B. Gender, Kultur)
  • Beratung in Zwangskontexten

 

C 1.1 und C 1.2  34 UE
Spezielle Lösungsversuche

In dieser Seminareinheit stehen chronifizierte Symptome, Störungen und/oder Krankheiten in Familien im Mittelpunkt. Die Teilnehmer*innen erfahren, dass destruktive Muster (z.B. Gewalt, Sucht, Psychosomatik, affektive Störungen, Persönlichkeits-störungen) zumindest für eine Weile auch Lösungsoptionen waren und sie entwickeln störungsspezifische Interventionsideen für neue, entwicklungsfördernde Handlungs-optionen. Im Mittelpunkt steht die Suche nach Möglichkeiten, durch eigenes Handeln Veränderungen herbeizuführen oder mit den Gegebenheiten alternativ umzugehen.

– Körperliche/psychische/sexuelle Gewalt /Vernachlässigung

– Suizidalität

– Umgang mit Traumata

– Psychiatrische Erkrankungen

 

C 2.1 und C 2.2 34 UE
Systemische Arbeitsweisen II

Im zweiten Baustein des Seminars „Systemische Arbeitsweisen“ geht es um die Vertiefung und Erweiterung des bestehenden Methodenrepertoires. Die inzwischen in Supervisions- und Selbsterfahrungsseminaren erworbenen Erkenntnisse bilden dabei wichtige Grundlagen. Gemeinsam mit den Teilnehmer*innen werden kreativ Ideen entwickelt, um passgenaues Anschließen an unterschiedliche Klienten (-systeme) vorzubereiten. Im Rahmen der beraterisch/therapeutischen Praxis werden die Teilnehmer*innen zu kontinuierlicher (Selbst-) Beobachtung und weltoffener Haltung, Fehlerfreundlichkeit und Bereitschaft für Kooperationsbeziehungen angeregt.

  •  Erlebnisaktivierung: Skulpturen und Aufstellungen, Externalisieren
  • Methoden für die Beratung/Therapie mit speziellen Zielgruppen
  • Arbeit mit Narrativen
  • Integration von methodischen Anregungen aus anderen therapeutischen Ansätzen

 

C 3.1 und C 3.2 34 UE
Systemische Paartherapie

Die Teilnehmer*innen werden in die Grundlagen und Modelle systemischer Paartherapie eingeführt und lernen die idealtypischen Entwicklungsphasen von Partnerschaften kennen. Sie beleuchten Krisen unter dem Aspekt anstehender Entwicklungen/ Entwicklungschancen in Paarbeziehungen und üben beraterisch/therapeutische Interventionsstrategien anhand von Fallstudien ein.

  • Grundmodelle systemischer Paartherapie
  • Entwicklungsphasen in Paarbeziehungen
  • Ausgewählte Paarthemen (u. a. bikulturelle Paare, Gewalt unter Partnern, Außenbeziehungen, chronische Krankheiten, Sexualität)
  • Indikations- und Kontextklärung
  • Aufbau, Entwicklung und Beendigung einer systemischen Paartherapie
  • Systemische Paar-Interventionsstrategien und -techniken

 

 

Selbsterfahrung 152 UE

(„Familienrekonstruktion“ 112 UE +„Lebenslinie und aktueller Kontext“ 40 UE)

 

Familienrekonstruktion 112 UE

Das Selbsterfahrungsseminar „Familienrekonstruktion“ findet im 1. und 2. Weiter-bildungsjahr statt.

Zu einer wesentlichen Voraussetzung für die beraterisch/therapeutische Qualifikation gehört es, die eigene Familiengeschichte zu kennen, sich mit der inneren Struktur und/oder Eigenart der Herkunftsfamilie auseinandergesetzt und nach neuen Perspektiven gesucht zu haben. In zwei Selbsterfahrungswochen bietet das geschützte Gruppensetting zudem die Chance, sich persönliche Ressourcen bewusst zu machen und sie im Hinblick auf die (Weiter-)Entwicklung der Berater*innenpersönlichkeit zu nutzen.

  • Wissen um eigene Wurzeln, die eigene Rolle in der Familie, persönliche Ressourcen und Grenzen
  • Stärkung der Autonomie in dynamisch komplexen Prozessen
  • Erwerb bzw. Stärkung von Handlungsfähigkeit und Selbstreflexion
  • Bewusstmachung der eigenen Position in diversen Subsystemen
  • Arbeit mit Subsystemen
  • Umgang mit eigenen und fremden Affekten
  • Wachstum und Positionierung in einem gruppendynamischen Prozess

 

Lebenslinie und aktueller Kontext  40 UE

Das Selbsterfahrungsseminar „Lebenslinie“ findet im 3. Weiterbildungsjahr statt.

Dieses Seminar nimmt in Ergänzung zur Familienrekonstruktion die berufliche und persönliche Perspektiven in den Fokus. Die Lebenslinie wird unter Anleitung der Lehrtherapeut*innen zu Beginn des Seminars von den Teilnehmer*innen individuell gestaltet. Subjektiv herausragende Lebensphasen oder Zeitpunkte werden hierbei besonders kenntlich gemacht. Die fokussierten Ereignisse werden aus verschiedenen Perspektiven betrachtet, in einer Gemeinschaftsintervention im Rahmen der Gruppe ausgewertet und abschließend reflektiert. Im Idealfall entsteht durch dieses Vorgehen eine Entwicklungsaufgabe für die Teilnehmer*innen.

  • Vertiefung des Bewusstseins für die eigene Identität
  • Integration von persönlichen und beruflichen Entwicklungen
  • Wahrnehmung und Stabilisierung des Ressourcenbewusstseins
  • Wahrnehmung von und Umgang mit „blinden Flecken“
  • Konstruktiv/realistischer Blick auf Entwicklungsmöglichkeiten bzw. Grenzen der eigenen Potenziale

 

Lehrsupervision  mind. 150 UE

Die Lehrsupervision dient der persönlichen Weiterentwicklung der Teilnehmer*innen auf ihrem Weg zu einem individuellen Profil als Systemische Berater*in/Therapeut*in. Sie bezieht sich dabei primär auf deren beruflichen und institutionellen Kontext.

Unser Institut versteht Supervision als wertgebundenes Beratungskonzept, das sich auf soziale Gerechtigkeit, Emanzipation, gegenseitigen Respekt und Wertschätzung gründet sowie als geeigneten Ort für die Verzahnung von Theorie und Praxis.

Unsere Lehrsupervision wird im Rahmen der Weiterbildung als Reflexionsraum zur gemeinsamen Erörterung von Anliegen, Problemen oder Fragestellungen der Teil-nehmer*innen angeboten.

Die Lehrsupervisor*innen geben Impulse zu einem ganzheitlichen und vertieften Verstehen, weisen ggf. auf Spiegelungs- und Übertragungsphänomene hin und tragen damit zur Erweiterung der Handlungsoptionen der Teilnehmer*innen für ihre beraterisch/ therapeutische Praxis bei.

Im Laufe der Weiterbildung wird die eigene systemische Arbeit vorgestellt und mit Hilfe von Videomitschnitten und Liveberatungen reflektiert.

 

Intervision  mind. 100 UE

Die Intervisionsgruppentreffen werden von den Weiterbildungsteilnehmer*innen selbst organisiert und durch entsprechende Protokolle dokumentiert. Bei den Treffen geht es um wechselseitige kollegiale Beratung der systemischen Arbeit mit Familien, Paaren, Einzelnen und/oder Systemen und der Begleitung individueller Prozesse der Weiter-bildungsteilnehmer*innen. Weiterhin werden selbstgewählte Fachliteratur bzw. Theoriethemen bearbeitet.

Therapeutische Praxis/ Beratungspraxis 200 UE

Die/der Weiterbildungteilnehmer*in führt (bis max. zwei Jahre nach Beendigung des Curriculums) mindestens 200 Beratungs- bzw. Therapiestunden unter begleitender Supervision durch. Die durchgeführten Familientherapien/systemischen Therapien und Beratungen werden unter Berücksichtigung geltender Datenschutzbestimmungen dokumentiert (mindestens Angabe von Datum und Teilnehmer*innen der Sitzung sowie der für die jeweilige Sitzung zentralen Prozesses und der Interventionen).